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endstation:flyer:v1

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endstation:flyer:v1 [2018/04/27 01:48] moritzendstation:flyer:v1 [2018/04/27 03:01] moritz
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 ## Dateien ## Dateien
 +
 +* [PDF](https://wastun.tem.li/_media/endstation/flyer/flyer-endstation-v2.pdf)
 +* [Quelldateien](https://wastun.tem.li/_media/endstation/flyer/flyer-endstation-src-v2.zip)
  
 ## Text ## Text
  
 +### DU WURDEST ERKANNT!
 +
 +#### ÜBERWACHUNG JETZT NOCH EFFEKTIVER?
 +
 +Wir werden beobachtet und unser Verhalten
 +wird bewertet. Wo? Überall im öffentlichen
 +Raum erfassen uns Kameras. Und das
 +permanent, zumindest fühlt es sich so an.
 +Ob die Kamerabilder tatsächlich ausgewertet
 +werden, ist egal. Denn es bleibt der
 +Überwachungsdruck, welcher immer mehr
 +unseren Alltag prägt.
 +
 +#### MEHR SICHERHEIT?
 +
 +Kameras geben einigen Menschen ein Gefühl von Sicherheit - da ist jemand,
 +der zuschaut und aufpasst. In Einzelfällen können mit
 +Hilfe von Kameraaufnahmen Straftäter_innen gefasst
 +werden. Aber kann Überwachung auch Straftaten
 +verhindern? Studien [1] zeigen, dass die angepriesene
 +präventive Wirkung nicht eintritt, denn:
 +
 +  - Straftäter\_innen kalkulieren Kameras ein
 +  - impulsive Gewalttäter\_innen ignorieren sie
 +  - Terrorist\_innen nutzen sie als Teil der Inszenierung
 +
 +#### KOMPLEXE SYSTEME, KOMPLEXE PROBLEME
 +
 +Technische Systeme werden immer komplexer und
 +undurchsichtiger. Mit wohlklingenden Schlagwörtern
 +wie »selbstlernende Algorithmen«, »künstliche
 +Intelligenz«, »Big Data« und »smarter Technik« werden
 +intransparente Technologien als neue Lösungen
 +präsentiert.
 +Diese sollen nicht nur effizienter Daten analysieren als
 +Menschen, sondern in Zukunft auch Vorhersagen
 +treffen. Dafür müssen die
 +Systeme mit vielen Übungsdaten aus realen Situationen
 +trainiert werden, um zielgemäß
 +zu arbeiten.
 +Die Vorauswahl der Daten
 +erfolgt durch Entwick-
 +ler_innen und kann nicht
 +neutral sein. Zudem werden viele
 +der Daten von der Polizei erhoben. Da z.B. Racial Profiling [2] immer noch in der
 +Polizeipraxis zu beobachten ist, sind die
 +Kriminalitätsstatistiken jedoch verzerrt.
 +Werden solche Daten in IT-Systeme eingespeist,
 +reproduzieren sie vorhandene Vorurteile und
 +Diskriminierung.
 +
 +#### VIELE DATEN, VIELE GEFAHREN
 +
 +Wenn große Datenmengen zentral gespeichert
 +werden, können diese auf einen Schlag gestohlen
 +oder manipuliert werden. Solche Datensammlungen
 +sind daher ein attraktives Ziel für Angreifer_innen.
 +Selbst das als sicher geltende Netz der Bundesregierung wurde immer wieder angegriffen und
 +geheime Daten entwendet.
 +
 +_»Jedes Gerät hat irgendwo eine Sicherheits-
 +lücke. Es ist nur eine Frage der Zeit bis
 +diese entdeckt und ausgenutzt wird.«_
 +
 +(Jörg Schieb, Computerexperte der Tagesschau [3])
 +
 +Eine weitere Gefahr ist Missbrauch. Personenbezogene Informationen können
 +in Zukunft entgegen der ursprünglichen Bestimmung und
 +jenseits einstiger Beschränkungen verwendet werden. Denn
 +Regierungen wechseln und
 +Korruption kann
 +nicht
 +ausgeschlossen werden.
 +
 +#### CHRONIK DER ÜBERWACHUNG [4]
 +
 +| 1956 | Erste Überwachungskameras |
 +| 1996 | Kameras in BVG |
 +| 2002 | Biometrische Daten im Pass |
 +| 2017 | Gesichtserkennung am Südkreuz |
 +| 2018 | \#Schnüffelwagen in Berlin|
 +| ...  | ... |
 +
 +*»Wir werden nicht zulassen, dass technisch
 +manches möglich ist, aber der Staat es nicht nutzt.«*
 +
 +(Dr. Angela Merkel)
 +
 +#### FOLGEN FÜR DIE GESELLSCHAFT
 +
 +##### PANOPTISMUS
 +
 +Überall hängen mittlerweile Kameras, manche
 +klein und unauffällig. Ob wir im Erfassungsbereich
 +stehen oder was mit den Aufnahmen passiert, ist
 +undurchsichtig. Die Möglichkeit einer Aufzeichnung besteht aber jederzeit. So kommt es zu
 +einer Disziplinierung der Gesellschaft. Sogar über
 +den Moment der Überwachung hinaus, werden
 +erwünschte Verhaltensmuster verinnerlicht und es
 +kommt zur Selbstüberwachung und Anpassung.
 +
 +##### CHILLING EFFECT
 +
 +Durch das Wissen um die langfristige Speicherung
 +entsteht die Befürchtung, dass Daten in Zukunft
 +neu bewertet werden. Das Verhalten der Menschen passt sich deshalb nicht nur an aktuelle
 +Normen an, sondern auch an mögliche Vorgaben
 +der Zukunft. Menschen werden risikoscheu.
 +Selbstzensur im vorauseilenden Gehorsam
 +schadet der Meinungsfreiheit und einer freien
 +Gesellschaft.
 +
 +##### SOCIAL COOLING
 +
 +In immer mehr unserer Lebensbereiche werden
 +wir analysiert, kategorisiert und bewertet: ob zu
 +Werbezwecken, in Risikostufen von Versicherungen, durch Likes auf Facebook, Suchanfragen
 +bei Google oder Algorithmen des Predictive
 +Policing. Andauerndes Rating und Scoring entscheidet mehr und mehr darüber wie wir unseren
 +Alltag gestalten können. Aus Angst, schlecht
 +bewertet zu werden, passen wir uns an die
 +Bewertungskiterien an. Die langfristige Folge auf
 +die Gesellschaft ist ein Abkühlen des sozialen
 +Miteinanders. [5]
 +
 +#### PILOTPROJEKT »SICHERHEITS«-BAHNHOF
 +
 +Ein neues Prestige-Projekt des Bundeskriminalamts,
 +des Bundesministerium des Inneren und der Bundespolizei ist ein Pilotprojekt zur automatisierten Video-
 +überwachung am Berliner Bahnhof Südkreuz. Dort
 +werden die Bilder mehrerer Kameras zusammengeführt und per Software automatisch ausgewertet.
 +Mittels Gesichtserkennung sollen sogenannte
 +»Gefährder« identifiziert werden. Durch Verhaltensanalyse soll »auffälliges Verhalten« erkannt werden.
 +Die Behörden versprechen sich von diesen neuen
 +Technologien eine effiziente Strafverfolgung und
 +würden sie gerne innerhalb der nächsten Jahre
 +flächendeckend in deutschen Bahnhöfen und Flughäfen einsetzen. Die Gesetzesgrundlage dafür soll in
 +Kürze geschaffen werden.
 +Allerdings ist der Test am Südkreuz nicht wissenschaftlich aufgebaut. Die Proband_innen wurden nicht
 +repräsentativ ausgewählt und mit Prämien animiert
 +direkt in die Kamera zu schauen. Dadurch wird das
 +Ergebnis verfälscht. [6] Die Behörden verwenden die
 +Zahlen zur weiteren Legitimation und sprechen von
 +einem Erfolg, aber machen wir mal einen FaktenCheck:
 +
 +#### FAKTEN-CHECK
 +
 +##### Beim Pilotprojekt
 +
 +| Erkennungsquote | 70-85% |
 +|Falsch Erkennungen | <1% |
 +|Passant_innen am Südkreuz / Tag | 100 000 |
 +|Fehlalarm pro Tag | bis 1000 |
 +
 +##### Wenn die Technik im Einsatz wäre: [7]
 +
 +Bei ca. 82,8 Mio. Menschen in Deutschland, von
 +denen rund 720 als »Gefährder« eingestuft werden,
 +beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Alarm
 +die gesuchte Person tatsächlich entdeckt wird nur
 +0,06% - 0,07%. Alle übrigen Alarme sind Fehlalarme.
 +
 +### ENDSTATION
 +
 +Wir setzen uns über die Datenschutzdebatte hinaus
 +mit heutigen Überwachungstechnologien auseinander
 +und betrachten die schädlichen Effekte auf die
 +Gesellschaft.
 +Überwachung ist als ein Mittel der Kontrolle zu
 +verstehen, mit dem versucht wird, den Symptomen
 +gesellschaftlicher Missstände durch Zwang,
 +Normierung und Verdrängung zu begegnen.
 +
 +**Wir formulieren deshalb ein klares
 +NEIN zu jeglichen
 +Überwachungstechnologien!**
 +
 +Statt blindem Aktionismus und massenhafter Installation automatisierter
 +Kamerasysteme fordern wir eine Debatte
 +über Ursachen von Problemen und eine
 +Offenheit für Lösungsansätze jenseits von
 +Anpassungsdruck und Repression.
 +Gemeinsam für ein selbstbestimmtes,
 +solidarisches Zusammenleben!
 +
 +---
 +
 +[1] Studiensammlung unter endstation.info/studien
 +
 +[2] Bsp.: Kontrollieren und schikanieren aufgrund des Aussehens/der Hautfarbe
 +
 +[3] Beitrag zum #bundeshack in der Tagesschau vom 01.03.2018
 +
 +[4] Chronik des Überwachungsstaats unter endstation.info/chronik
 +
 +[5] Weitere Infos auf socialcooling.de
 +
 +[6] Mehr Kritikpunkte zum Pilotprojekt auf endstation.info/südkreuz
 +
 +[7] Erklärung und genaue Rechnung auf endstation.info/rechnung
 +
 +V.i.S.d.P.: Franziska Baum, Uhlandstr. 13, 72072 Tübingen
  
  
endstation/flyer/v1.txt · Zuletzt geändert: 2018/04/27 03:05 von moritz